Sicherlich war es mehr ein Gag für eine kleine Kolumne, den die ZEIT mit zwei Civey-Umfragen machen wollte und wovon Jochen Bittner dann berichtete:
„Als Erstes wollten wir wissen: Wären Sie bereit, gegen eine Zahlung von 1000 Euro bei der nächsten Bundestagswahl auf Ihre Stimmabgabe zu verzichten? 16 Prozent würden es tun. 80 Prozent behaupten: Niemals! Gute Zahlen, sie sprechen immerhin für eine gewisse Heiligkeit der Volkssouveränität.“
Warum Bittner diese Zahlen allesamt für gut hält, erläutert er nicht weiter. Die Antworten dürften jedenfalls auch mehr zivilisatorischer Gag sein. Schließlich verzichten bisher stets mehr als 16 % der stimmberechtigten Bevölkerung auf die Abgabe einer Wahlstimme – verrückt, dafür nicht einen Tausender entgegennehmen zu wollen. Zudem: Was könnte man alles demokratisch bewegen mit dem Geld, also: gesellschaftlich wirkmächtig werden lassen? Aber auch, wer überzeugt wählen geht, sollte seine Stimme nicht für so wertvoll halten, dass sie nicht für tausend Euro verzichtbar wäre (es ging ja nicht einmal darum, einem anderen dafür das Stimmrecht zu übertragen).
Zur Parteiaffinität der Wahlrechtswankelmütigen ergab die Umfrage: 24% der „AfD-Anhänger“ wären zum Verkauf bereit. Mehr Interesse an Barem haben jedoch potentielle Wähler der Linken: 31% dieser würden die 1000 Euro nehmen.
Die zweite Frage, an eine andere Stichprobe gerichtet, lautete: „Angenommen, jemand bietet Ihnen 1000 Euro, damit Sie einen Vertrag unterschreiben, in dem Sie ihm Ihre Seele verkaufen. Würden Sie das tun?“ 7% sagten Ja. Das ist angesichts der Zahl bekennender Atheisten noch verwunderlicher als der zögerliche Verkauf des Wahlrechts. (Tg)
Quelle: Die Zeit vom 11. Mai 2023, Nr. 20, S. 11